Wir schreiben das Jahr 2008. Südafrika leidet unter Energieknappheit. Immer wieder fällt in Johannisburg und anderen Städten der Strom aus. Frustriert wegen nur halb fertiggekochten Mahlzeiten erinnert sich Sarah Collins an einen Trick ihrer Großmutter, die Töpfe in Kissen packte, damit das Essen weitergaren konnte … Das war die Geburtsstunde vom Wonderbag.
Das Multitalent ist Schongarer, Reiskocher, Kühltasche … und Helfer. Es handelt sich hierbei um einen Stoffsack gefüllt mit recycelten Schaumstoffflocken. Oder wie in meinem Fall – ich besitze nämlich einen ecobag vom Hamburger Verein ecoact e.V. – gefüllt mit Korkgranulat. Mit dem Wonderbag lässt sich fast alles zubereiten, wie auf einem normalen Herd. Von Gemüse über Fisch bis hin zu Fleisch. Das Essen wird auf dem Herd angegart, dann wandert der Topf mit dem geschlossenen Deckel in den Kochsack. Je nach Art braucht ein Gericht zwischen einer und fünf Stunden, heiß bleibt das Essen bis zu zwölf Stunden.
Ein Wonderbag hat zig Vorteile. Einer der schönsten Benefits: Mit dem Kauf unterstützt man die Wonderbag Foundation in Südafrika. Im Klartext heißt das, eine Familie erhält ihren eigenen Kochsack. Und so ein Wonderbag ist dort ein wahrer Segen. Beispielsweise sind der Wasserverbrauch – gerade in der aktuellen Situation in Südafrika ein sehr wichtiger Aspekt. Und es verbrennt weniger Nahrung im Topf. Da der Wonderbag zum Garen der Mahlzeiten kein Holz mehr benötigt muss nur noch einmal in der Woche Feuerholz gesammelt werden – und nicht mehr täglich. (Das Sammeln des Holzes ist übrigens oftmals Mädchenaufgabe. Der Wonderbag bringt sie wieder in die Schulen und verringert für sie die Gefahr von Überfällen und Vergewaltigungen.) Die Frauen, die sich nun nicht mehr zeitintensiv ums Essen kümmern müssen, gewinnen Zeit, um auf den Feldern zu arbeiten. Oder Handarbeiten zu erledigen.
Auch in puncto Gesundheit bringt der Kochsack für die Menschen Vorteile: Durch die Verkürzung der Kochzeit sinkt die Rauchbelastung. Gerade die Frauen und die kleinen Kinder sind diesen giftigen Dämpfen normalerweise stundenlang ausgesetzt. Das hat oft schwerwiegende Erkrankungen der Atemwege zur Folge. In den Townships, in denen auf engstem Raum meistens auf primitiven Paraffin- oder Kerosinbrennern gekocht wird, wird die Gefahr von Verbrennungen und Bränden deutlich gesenkt. Zudem wird über 30% Brennstoff gespart. Last but not least sind durch die Herstellung der Wonderbags inzwischen über 6000 Arbeitsplätze entstanden …
Das Multitalent kann nicht nur warm, sondern auch kalt. Das Isolationsprinzip lässt sich nämlich auch andersrum anwenden. Sprich: Wenn man im Sommer kalte Sachen in den Wonderbag packt, so werden diese weiter gekühlt. Gefrorene Speisen beispielsweise bleiben bis zu zwölf Stunden gefroren. Durch seine Form ist der Wonderbag die ideale Isojacke für den Kuchencontainern mit der Sahnetorte oder die große Salatschüssel – für die Gartenparty oder den Grillabend.
So ein Kochsack eignet sich übrigens auch prima als DIY-Projekt. Dann geht zwar kein Wonderbag nach Südafrika, aber man selbst hat Spaß – und auch etwas für die Umwelt getan. Besonders, wenn man ein Upcycling-Projekt daraus macht. Ein Schnittmuster und die Nähanleitung für den Kochsack hat der Hamburger Verein ecoact e.V. erstellt.