von Dorit Flor
Wenn du auf der Suche nach Ideen für originelle, ungewöhnliche Geschenke bist, die auch noch etwas Gutes tun, solltest du dich unbedingt mal in der Upcycling-Abteilung umschauen. Denn upgecycelte Geschenke setzen ein Statement gegen die Wegwerfgesellschaft und verkörpern auf einfallsreiche Weise Nachhaltigkeit und Beständigkeit. Dazu sind sie meist ziemlich kreativ, oft sogar ausgefallen. Wahrscheinlich kommen sie gerade deshalb so gut bei Menschen an, die das Besondere lieben und sich gern entzücken lassen.
Upcycling ist ein Kofferwort, zusammengesetzt aus den englischen Wörtern „up“ für „auf“ und „recycling“ für „wiederverwerten“ oder, genauer gesagt, „in den Verwertungskreislauf zurückführen“. Upcycling-Geschenke sind also neu geschaffene Kreationen, die aus alten, nicht mehr nützlichen Sachen und Dingen hergestellt werden. Anders als beim Recycling werden die ursprünglichen Produkte jedoch nicht einfach nur wiederverwertet, sondern sogar aufgewertet – daher das „up“ in „upcycling“.
Erfunden hat diesen Begriff wahrscheinlich ein gewisser Ingenieur namens Reiner Pilz, als er sich 1994 in der englischen Zeitschrifft „Salvo“ darüber ausgelassen hat, dass Baumaterialien, die wiederverwertet werden sollen, wie wertloser Abfall behandelt und damit abgewertet statt aufgewertet werden. „What we need is up-cycling where old products are given more value, not less“, bekräftigte Pilz. Seine Gedanken wurden in den folgenden Jahren mehrfach aufgegriffen und weiterverbreitet. Mit der Zeit kam der Gedanke langsam, aber sicher in der westlichen Gesellschaft an und gewinnt im Zuge des wachsenden Umweltbewusstseins immer mehr an Popularität.
Dabei ist das Ganze keineswegs eine neue Idee. Schon immer haben Menschen Dinge ausgebessert, wiederverwertet, aufbereitet. Unsere Großeltern machten das und auch die Generationen vor ihnen. Abgetragene Kleidungsstücke wurden zu Flickenteppichen und -decken oder zu Püppchen und Stofftieren für die Kinder weiterverarbeitet. Der Schaft einer alten Socke, die sich partout nicht mehr flicken ließ, gab nach ein paar Nadelstichen immerhin einen ordentlichen Topflappen ab. Und eine leere Konservendose machte sich auch gut als Behälter für Stifte, Kochlöffel oder Werkzeuge. Für unsere Vorfahren waren Upcycling-Geschenke somit nichts Ungewöhnliches, auch wenn sie diese nicht so genannt haben.
Durch den Überfluss an nahezu allem, dem wir uns heute gegenübersehen, sind diese Praktiken bloß nicht mehr wirklich gebräuchlich und teilweise in Vergessenheit geraten. Wegschmeißen und neu kaufen geht schließlich schneller, ist mit weniger Aufwand verbunden und spart dadurch, was nicht in Unmengen zur Verfügung steht: Zeit. So ist unserer westlichen Kultur zur Wegwerfgesellschaft geworden, die den Dingen immer weniger Wertschätzung entgegengebracht hat, da bis jetzt so gut wie alles stets und ständig verfügbar gewesen ist. Heute wird jedoch immer mehr Menschen bewusst, dass dies nicht für immer so weitergehen kann.
In den Ländern der Dritten Welt ist Upcycling nach wie vor gelebte Realität. Denn wo Rohstoffe, Materialien und finanzielle Mittel Mangelware sind, wird wiederverwertet, umgestaltet und aufgewertet, was nur geht: Reifengummi gilt beispielsweise als tolles Material für robuste Sandalen. Plastikplanen lassen sich wunderbar zu Taschen, Decken und Sitzkissen zurechtschneiden und -nähen. Mit Wasser gefüllte PET-Flaschen werden zu Dachziegeln zweckentfremdet, die vor Wind und Regen schützen und dazu Licht ins Haus lassen.
Zum Glück erfreut sich die clevere Wiederverwertung auch hierzulande wieder einer stetig wachsenden Beliebtheit. Von der Baubranche bis zur Modeindustrie ist die Philosophie schon in einigen Sparten angekommen – und hat natürlich auch vor unseren geschätzten Geschenkartikeln nicht Halt gemacht.
Die kreative Upcycling-Szene ist ausgesprochen bunt und so vielseitig wie ihre Möglichkeiten. Gerade kleine Labels lassen sich von dem Gedanken, auf werteorientierte, bewusste Weise schöne Dinge herzustellen, gern inspirieren. Schließlich gibt es wenig Altes, aus dem sich nicht mit ein paar Ideen und ein bisschen Geschick etwas Neues machen ließe: Hörspielkassetten mit Bandsalat verwandeln sich in kleine Portemonnaies. Aus bedruckten T-Shirts werden originellen Kissenhüllen oder Einkaufsbeutel. Selbst aus Kronkorken lässt sich einiges mehr zaubern als bloß minimalistische Kerzenhalter. Mittlerweile finden sogar eigene Messen und Märkte für einfallsreich aufgewertete Produkte statt.
Falls du also mal ein Geschenk für einen lieben Menschen brauchst, der vielleicht sogar Wert auf Nachhaltigkeit legt, gewinnst du mit einem Upcycling-Geschenk gleich in mehrfacher Hinsicht: Du schenkst etwas Originelles, das die beschenkte Person mit hoher Wahrscheinlichkeit noch nicht besitzt; du schenkst etwas Werteorientiertes, hinter dem nicht nur eine kreative Idee, sondern auch ein guter Gedanke steckt, und du schenkst einem oder mehreren alten Gegenständen einen neuen Daseinszweck. Das darf sich gerne gut anfühlen.
Ein paar Vorschläge gefällig? Wie wäre es mit ein paar gemütlichen Boxershorts aus alter Bettwäsche? Die gibt’s bei LUVE. Oder mit Taschen aus Fischfutter- oder Zementsack? Die bekommt man bei BeadBags. Bei Bridge & Tunnel findest du stilvolle Kissen, Kosmetiktäschchen und andere schicke Sachen, die in ihrem früheren Leben einmal Jeanshosen gewesen sind. MaBe® kreiiert Trinkgläser, Eierbecher, Windlichter und vieles mehr aus leergetrunkenen Weinflaschen.